Anschnitt

Herstellung Formen und Kerne

Die Anschnitte als Teil des Gießsystems, speziell des Eingusssystems, haben die Aufgabe, das flüssige Metall unmittelbar in den Formhohlraum zu führen. Die Gestaltung und Dimensionierung des einzelnen Anschnittes oder des Anschnittsystems bei Mehrfachanschnitten erfolgen in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Hydromechanik. Berücksichtigt werden Strömungs- und Füllvorgänge, beeinflusst durch die Form des Gussteils, die Eigenschaften der Gießwerkstoffe und durch das angewandte Gießverfahren.

Simulationsprogramme zur Formfüllung und Erstarrung, insbesondere für einzuführende Serienprodukte oder Spezialgussteile können das konventionell berechnete Ergebnis optimieren und unterstützen, (Anschnittberechnung).

Für die Anzahl und Anordnung der Anschnitte sind allgemeine Regeln maßgebend:

  • Anschnitte werden vorzugsweise im Winkel von 90° an den Lauf angesetzt.
  • In der Fließrichtung des Metalls sind Hindernisse wie Kerne oder Ballen zu vermeiden.
  • Verwendung von Mehrfachanschnitten für eine gleichmäßige, turbulenzgeminderte Formfüllung in kurzer Zeit.
  • Mehrfaches Anschneiden dünner Querschnitte begünstigt die gleichmäßige Wärmeverteilung, verhindert thermische Knotenpunkte und sorgt in Folge für einen optimalen Erstarrungsverlauf. Im Sandformguss haben die Anschnitte in der Regel den kleinsten Querschnitt im Eingusssystem entweder vor dem Formhohlraum bei einem druckbeaufschlagtem Eingusssystem oder vor den Anschnitten im Lauf bei einem drucklosem Eingusssystem.

Der Querschnitt kann als flaches Rechteck, Dreieck oder Trapez ausgeführt sein. Unterschieden werden hinsichtlich besonderer Funktionen folgende Anschnitt-Ausführungen:

  • Direktanschnitt für fallende Gießweise – der Eingusskanal geht ohne Lauf direkt in den Anschnitt über und wirkt gleichzeitig als Speiser.
  • Normalanschnitt – flache Anschnitte führen von der Oberseite des Laufes zum Formhohlraum.
  • Connor-Anschnitt
  • Stufenanschnitt
  • Finger- oder Bleistiftanschnitt
  • Hornanschnitt

Im Kokillenguss werden gegenüber dem Sandformguss größere Anschnittquerschnitte angewendet um eine rasche, vollständige Formfüllung zu erreichen. Grund ist die schnell eintretende Erstarrung durch die Abschreckwirkung der Kokille auf das Gießmetall.

Folgende Anschnittausführungen kommen zur Anwendung:

  • Direktanschnitt für fallende Gießweise dabei ist der Einguss ist von oben direkt auf das Gussstück aufgesetzt
  • Direktanschnitt für steigende Gießweise. Die Form wird ausschließlich von unten gefüllt.
  • Schlitzanschnitt, direkt vom Einguss zum Formhohlraum führend oder als Steigkanal-Schlitzanschnitt ausgebildet.
  • Stufenanschnitt für steigende Gießweise

Druckguss: Die Anschnitte werden normalerweise dünn und schwach ausgeführt, wobei für die kosntruktive Anordnung die Art der Druckgießmaschine ausschlaggeben ist. Im Einzelnen werden unterschieden:

  • Direktanschnitt von gleicher Breite wie das Gussstück an der Anschnittseite
  • Flachanschnitt in Form einer flachen Leiste
  • Fächeranschnitt, seine Breite nimmt vom Lauf zum Formhohlraum hin fächerförmig zu
  • Tangentialanschnitt: Eine Kombination von Flachanschnitt und einem doppelseitigem  Tangentiallauf, der Verzweigung des Gießlaufes in zwei auseinanderstrebende, tangential am Formhohlraum entlangführende Läufe, die in einen durchgehenden Flachanschnitt münden. Im Anschnittbereich verringert sich der Querschnitt des Tangentiallaufes gleichmäßig und an den Enden der beiden Läufe wird ein Schockabsorber vorgesehen, der den Strömungsstoß beim Gießen auffängt.