Das Problem Unternehmensnachfolge

Demografische Alterung erhöht den Druck auf den Mittelstand

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Die Planung einer Unternehmensnachfolge ist ein komplexes Vorhaben und erfordert Zeit. Es ist eine lange Liste an Aspekten zu berücksichtigen, dazu zählen nicht nur gesellschaftsrechtliche, sondern auch steuerliche und finanzielle Fragen. 

"Kalkulieren Sie mindestens fünf Jahre für den gesamten Prozess der Unternehmensübergabe.” empfehlen daher die Industrie- und Handelskammern. [1]

Wie Dr. Georg Metzger von KfW Research feststellt, stehen übergabewillige Unternehmer aufgrund der demografischen Alterung gleich doppelt unter Druck: Auf der einen Seite steigt die Zahl an Inhabern, die in den Ruhestand gehen möchten, auf der anderen Seite sinkt die Zahl an potenziellen Nachfolgern. Nicht nur sei die Zahl der Existenzgründungen seit der Jahrtausendwende deutlich zurückgegangen, sondern es handele sich auch bei den meisten Existenzgründungen um Neugründungen. Der Anteil an Übergaben (derivative Gründungen) hat sich in den letzten 20 Jahren hingegen halbiert: von 30 auf 14 % der jährlichen Existenzgründungen. In die Entscheidung zur Existenzgründung spiele offenbar auch das Alter hinein. Jüngere Gründerinnen und Gründer sind häufiger anzutreffen als ältere.

Für den ohnehin von Nachfolgesorgen geplagten Mittelstand ist das ein strukturelles Problem. 

Doch auch volkswirtschaftlich gesehen ist das mangelnde Gründungsinteresse keine gute Nachricht für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands: "Eigenverantwortung und Selbstinitiative nimmt ab, Strukturen verkrusten, weil der Anpassungsdruck abnimmt, flexible Expertise steht weniger zur Verfügung, Nachwuchs für anstehende Nachfolgen fehlt. Wenn der deutsche Mittelstand erodiert, verlieren wir die starken Schultern, die die Volkswirtschaft tragen." erläutert Metzger.

Das Problem sollte daher dringend angegangen werden. Er empfiehlt "eine höhere Sichtbarkeit von Positivbeispielen sowie eine bessere Informationsbereitstellung zu Finanzierungsmöglichkeiten".

Beratung zur Unternehmensnachfolge

Persönliche und kostenlose Beratung geben Kammern und Wirtschaftsförderer. Wirtschaftsförderer erreichen Sie über Ihre Kommune oder Ihren Landkreis. Auch Banken und Steuerberater können beraten.

www.ihk.de

[1] Handbuch zur Unternehmensnachfolge:
www.ihk-muenchen.de/ihk/documents/Unternehmensnachfolge-optimale-Planung.pdf

Warum werden Übernahmen verworfen?

Gründungswillige kennen die Alternative, statt einer Neugründung eine Unternehmensnachfolge anzutreten. Doch drei Viertel von ihnen verwerfen den Gedanken. Entweder wollen sie sich nicht von vorhandenen Strukturen abhängig machen oder meinen, dass eine Übernahme nicht zu ihrem Gründungsmotiv passt. Auch fehlendes Selbstvertrauen oder Sorgen, sich das finanziell nicht leisten zu können, spielen eine Rolle, legt Metzger dar.

Diejenigen Gründungswilligen, die eine Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens in Betracht gezogen hatten, scheiterten mit ihren Plänen nach eigenen Angaben am zu hohen Kaufpreis. Als weitere Faktoren nannten sie zu viel Bürokratie, erfolglose Detailprüfungen, fehlende Finanzierung und zu komplexe Verhandlungen.

Ansatzpunkte

Laut Metzger müsse daher daran gearbeitet werden, Übernahmen bei Gründungsinteressierten als selbstverständliche Alternative für Neugründungen zu etablieren. Gelingen könne dies durch Positivbeispiele, die belegen, dass Übernahmen durch strukturelle oder strategische Anpassungen erfolgreich gestaltet wurden. So ließen sich Befürchtung vor scheinbar unveränderbaren Gegebenheiten abbauen. Unterstützend seien zudem bessere Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten von Übernahmen.