Editorial

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Gießer ! Die Windenergiebranche ist seit Beginn ihrer Existenz ein wichtiger Abnehmerbereich für gegossene Bauteile. Es gibt eine Reihe von Gießereien, für die ein wesentlicher Kundenstamm aus diesem Wirtschaftszweig kommt. In letzter Zeit sorgten hier aber mehr schlechte als gute Nachrichten für Schlagzeilen. Der Platz für neue Windkraftanlagen an Land wird knapp und im hoffnungsvollen Offshore-Bereich häuften sich die Schwierigkeiten, angefangen von der problematischen Herstellung der Fundamente am Meeresboden bis zum Transport der erzeugten Energie ans Festland. Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass mit der Fertigstellung des Windparks Bard Offshore 1 rund 100 Kilometer vor der Insel Borkum Ende August diesen Jahres das Zeitalter der meeresgestützten Großkraftwerke in Deutschland begonnen hat. Bard Offshore 1 besteht aus 80 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 400 Megawatt, genug, um bei Wind etwa 400.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Mit Bard Offshore 1 existiert der erste große Windpark in der Nordsee, der über einen funktionierenden Netzanschluss verfügt. Ein Teil der Windkraftanlagen liefert bereits seit 2010 Strom ans Festland. Wegen der großen Entfernung zum Festland und den größeren Wassertiefen ist der Bau von Offshore-Windparks in der Nordsee mit sehr viel höherem Aufwand und größeren Risiken verbunden. Auf die vollständige Inbetriebnahme von Bard Offshore 1 sollen in den kommenden Monaten eine ganze Reihe Starts ähnlicher Projekte erfolgen: Sieben weitere Windparks befinden sich in der Nordsee derzeit im Bau, von denen der größte Teil im kommenden Jahr ans Netz gehen wird. In der ersten Ausbaustufe bis 2017 sollen damit in der Nordsee 708 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2940 Megawatt in Betrieb gehen. Zum Vergleich: Ein großes Kohle- oder Atomkraftwerk hat eine Leistung von rund 1000 Megawatt. Bleibt zu hoffen, dass auch die deutschen Gießereien von dieser Entwicklung profitieren können. Nun noch eine Bemerkung zum vor Ihnen liegenden Heft 9 der GIESSEREI-PRAXIS. Aus redaktionellen Gründen finden Sie zwei der in der Vorschau im letzten Heft angekündigten Beiträge nicht in dieser Ausgabe. Diese zwei Fachartikel werden aber im Oktoberheft enthalten sein, ich bitte dafür um Verständnis und wünsche mit dem aktuellen Heft eine interessante Lektüre. Glück Auf! Hartmut Polzin