Vivian Westphal, Produktmanagerin der GIESSEREI PRAXIS, war beim letzten Treffen des Arbeitskreises in Dresden mit dabei, begeisterte sich für den Vortrag "Aus der Welt des Stahls" von Dr. Schlegel (BGH Edelstahl Freital GmbH), der sich darin mit Edelstahl und seinen verschiedenen Legierungen befasste, – und stellte den Mitgliedern des Arbeitskreises viele neugierige Fragen.

Lesen Sie nachfolgend ihr Interview mit Frau Veneta Schubert (TU Dresden, IfWW) und Frau Andrea Ostwaldt (Fraunhofer IWS Dresden) vom Organisationsteam des Arbeitskreises.
Frau Veneta Schubert, woher kommen die Fachleute, die das Treffen des Arbeitskreises Metallografie besuchen?
Veneta Schubert: Wir vernetzen sachsenweit Personen, die in metallografischen Labors arbeiten, teilweise kommen die Metallografen auch aus Brandenburg.
Und über welche Themen sprechen Sie auf den Tagungen?
Veneta Schubert: Wir wollen uns einfach über unsere Erfahrungen im Laboralltag austauschen. Da besprechen wir zum Beispiel Fragen, wie man mit bestimmten, besonders schwer zu präparierenden Proben umgeht. Also, was kann man tun, wenn man zum Beispiel randscharfe Oberflächen präparieren muss? Welche Einbettmittel sind geeignet? Wie schleift man die? Wie werden die poliert, damit man dann ein aussagekräftiges Ergebnis bekommt?
Sie sind also sehr praxisorientiert angelegt.
Veneta Schubert: Genau. Es geht weniger um das Akademische. Also ich selbst habe einen universitären Hintergrund und daher wird das bei mir immer akademisch sein, aber wie Sie sehen, sind hier im Arbeitskreis sehr viele Praktiker unterwegs. Für mich ist es sehr spannend, diese beiden Ansätze zusammenzubringen und sich miteinander auszutauschen. Denn die Anforderungen in der Industrie unterscheiden sich deutlich von denen in der Wissenschaft.
Andrea Ostwaldt: Ich würde noch ergänzen, dass wir auch spezifische Problemstellungen aus den unterschiedlichen Laboren auf den Tisch bringen möchten. In der Regel hat jeder sein Spezialgebiet – und wenn ein Labor eine besondere Aufgabe bekommt, die eher selten ist, kann man sich durch die Vernetzung Unterstützung oder Ratschläge holen. Daher ist es unser Anliegen, ein Forum zu bieten, in dessen Rahmen solch ein Austausch stattfinden kann. Neben den inhaltlichen Vorträgen während des Treffens ist für uns natürlich auch das "Meet and Greet" und der Austausch hinterher sehr wichtig, sodass sich die Kollegen miteinander vernetzen können.
Also dieser persönliche Moment ...
Veneta Schubert: Ja, das persönliche Gespräch ist sehr wertvoll. Es ist doch etwas anderes, als eine E-Mail oder ein Online-Meeting. Und ich weiß, dass die Kollegen das sehr schätzen.
So wie ich gemerkt habe, herrscht hier eine lockere Atmosphäre, in der sich auch keiner scheut, Fragen zu stellen.
Andrea Ostwaldt: Ja, das ist eigentlich charakteristisch für unsere Treffen. Wir haben erfreulicherweise auch ganz viele junge, nachwachsende Arbeitskreismitglieder. Innerhalb der Labor-Tätigkeit bei uns wird zum Beispiel auch Nachwuchs ausgebildet, der sich dann tatsächlich vielfach in unserem Kreis wiederfindet. Hier sind ganz viele Nachwuchskräfte aus unterschiedlichen Branchen unterwegs, sowohl im Forschungskontext als auch im industriellen Kontext, was uns natürlich sehr freut.
Veneta Schubert: Und es wird zunehmend gemischter. Sie haben gesehen, dass es ein sehr diverses Publikum ist, was wir hier haben, sowohl Männer als auch Frauen, sowohl ältere Kolleginnen als auch junge Kollegen.
Welche Bedeutung hat denn der Arbeitskreis Metallografie für die Industrie und die Mitarbeiter der Industrie?
Andrea Ostwaldt: Es ist in erster Linie die Industrie. Ich denke, dass das eine sehr wichtige Institution ist, weil die Mitarbeiter, die im industriellen Kontext tätig sind, doch vielleicht im täglichen Umgang nicht so die Breite wahrnehmen, die die Metallografie bearbeitet. Und im Arbeitskreis, diesem Treffen, das wir jährlich veranstalten, versuchen wir, immer wieder neue interessante Themenstellungen aufs Tableau zu bringen, die das Gesichtsfeld erweitern sollen. Das andere ist, dass natürlich die Metallografie aus dem industriellen Alltag überhaupt nicht wegzudenken ist, auch im Zuge der KI und Digitalisierungsentwicklung. Man kann eine gute Schliffpräparation nicht wirklich durch Maschinen ersetzen.
Veneta Schubert: Man kann vieles automatisieren, also mit guter Qualität. Das wollen wir gar nicht in Frage stellen, aber wenn es jetzt wirklich um ganz spezielle Sachen geht, die man sichtbar machen will – und Metallografie heißt ja immer Sichtbarmachen von Werkstoffgefügen, unterschiedlichen Werkstoffen, unterschiedlichen Behandlungszuständen –, wenn man also wirklich etwas ganz Spezielles sichtbar machen will, ist dann doch die Präparation durch den Menschen erforderlich ... und diese möglicherweise von Hand und als Einzelpräparation. Aber das kommt natürlich wieder auf die Aufgabe an.
Neue Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind in Ihrem Arbeitskreis willkommen. Für welchen Personenkreis ist denn eine Teilnahme besonders interessant?
Andrea Ostwaldt: Für die Laboranten, für die Techniker, vor allen Dingen in den Laboren und auch darüber hinaus in angrenzenden Disziplinen. Also auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Werkstoffprüflabor, in der klassischen Werkstoffprüfung, nicht nur im präparativen Bereich, sondern auch in den Anwendungen, also im technischen Bereich.
Veneta Schubert: Ich könnte mir auch durchaus Kollegen und Kolleginnen vorstellen, die in der Lehrausbildung auf diesem Gebiet tätig sind, in Berufsschulen zum Beispiel. Aber ich sehe es natürlich auch wieder von der akademischen Seite, also Doktoranden, Studenten und Studentinnen. Und geht es wirklich um diese bunte Mischung – wobei die Präparation im Vordergrund steht.
Frau Ostwaldt, Frau Schubert, herzlichen Dank für das spannende Gespräch!
Mehr Informationen:
www.giesserei-praxis.de/metallografie
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Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e. V. (DGM):
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