Ingenieurwissenschaftler läuten die Alarmglocken

Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) beschließt konkrete Gegenmaßnahmen gegen den Nachwuchsmangel.

Fachkräftemangel
Nachwuchsförderung
Betriebswirtschaft und Management
Tagungen und Messen
Die WGP als führende wissenschaftliche Vereinigung der Branche macht die Nachwuchsgewinnung und Nachwuchsförderung zu einem Schwerpunktthema höchster Priorität.

Anlässlich der Frühjahrstagung der WGP warnt Präsident Prof. Jens Wulfsberg vor dem Nachwuchsmangel. „Denn das trifft nicht nur unsere Universitätsinstitute, von denen – sollte der Trend anhalten – manche in einigen Jahren nur noch halb so groß sein werden und nur noch halb so viel Forschung betreiben können. Das betrifft natürlich auch unsere Industrie, die schon heute große Schwierigkeiten hat, gut ausgebildeten Nachwuchs zu finden.“ Laut Wulfsberg ist der Nachwuchsmangel für viele Unternehmen eine der größten Herausforderungen, größer als Energiekrise und Lieferkettenengpässe. 

Die WGP-Mitglieder beschlossen daher erste Maßnahmen und gaben Gelder frei, um unter anderem mehr Schülerinnen und Schüler für die sogenannten MINT-Fächer zu begeistern. 

Einzige Ressource Deutschlands wird knapp
Im Rahmen seines Impulsvortrags berichtet Dr. Jörg Schaupp, Leiter des Airbus-Standorts Stade, der Konzern könnte in den kommenden zwölf Monaten 1.000 Ingenieurinnen und Ingenieure einstellen. Woher die Kandidatinnen und Kandidaten allerdings kommen sollen, weiß Schaupp nicht. „Auch unsere Ausbildungsplätze bieten wir an wie sauer Bier.“ 

Neben der demographischen Entwicklung sieht Schaupp ein zusätzliches Problem darin, dass Wissen ans Ausland verloren gehe, weil Unternehmen neue Werke aus wettbewerblichen Gründen jenseits deutscher Grenzen eröffneten. „In Deutschland verfügen wir nur über einen einzigen Rohstoff, und das sind die Menschen und das, was in ihren Köpfen steckt“, mahnte er. Diese Ressource wird nun bedenklich knapp.

Baldige Konzeptentwicklung gegen den Nachwuchsmangel
„Die Entwicklung unseres Landes und damit unser Wohlstand hängen maßgeblich von den sogenannten MINT-Fächern ab“, konstatiert Prof. Hans-Christian Möhring, Sprecher des Wissenschaftsausschusses der WGP. „Wir werden nun aktiv Konzepte und Maßnahmen entwickeln, um das Problem anzupacken. Junge Menschen wissen gar nicht, wie vielfältig die Tätigkeiten eines Ingenieurs und einer Ingenieurin sind. Vor allem ist ihnen meist nicht bewusst, dass gerade die Ingenieurwissenschaften sie in ihren modernen Wertvorstellungen und ihren Zielen zu einem nachhaltigen Wandel unserer Gesellschaft abholen. In diesen Berufen können sie aktiv Lösungen entwickeln, mit denen wir eine intakte Umwelt auch für kommende Generationen schaffen können, ohne dabei auf unseren Wohlstand verzichten zu müssen“, so Möhring. 

Dass sich bereits andere Akteure ähnliche Ziele gesetzt haben, betrachten die Professorinnen und Professoren als einen Vorteil. So könne man mit interessierten Verbänden sowie Partnern aus Industrie und Politik kooperieren und eine umso breiter angelegte, bundesweite Kampagne starten. Kontakte hat die WGP bereits geknüpft, und ein erster Termin für die Entwicklung eines Konzeptes steht im Sommer.

Über die WGP
Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik e.V. (WGP) ist ein Zusammenschluss  führender deutscher Professorinnen und Professoren der Produktionstechnik. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Belange von Forschung und Lehre in der Produktionstechnik gegenüber Politikern, Wirtschaftsvertretern und der Öffentlichkeit zu vertreten. Die 70 Mitglieder aus 42 Universitäts- und Fraunhofer-Instituten stehen für rund 2.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Produktionstechnik. Sie genießen sowohl in der deutschen Wissenschaftslandschaft als auch international eine hohe Reputation und sind weltweit vernetzt.

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