Chinesische Autohersteller haben sich vorgenommen, den europäischen Marken, die im Rennen um die Elektromobilität hinterherhinken, auf ihrem Terrain das Rampenlicht zu stehlen. Insgesamt kommen 41 Prozent der Aussteller auf der Industriemesse aus China, darunter Marken wie BYD und Leapmotor. Sie sind nun angetreten, um Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz mit ihren neuen Elektromodellen zu konfrontieren. Auch Tesla, das sich normalerweise von solchen Veranstaltungen fernhält, wird auf der Messe in München vertreten sein.
Chinesische Konzerne begännen "ihren Angriff auf Europa mit der IAA", sagte der Branchenanalyst Ferdinand Dudenhoeffer vom deutschen Center Automotive Research gegenüber der AFP. "Nach den Batteriefabriken der Chinesen kommen jetzt deren Automobilhersteller." Das sei ein "Wendepunkt" für die Branche.
Im Gegensatz zum asiatischen Ansturm ist die Beteiligung europäischer Hersteller eher verhalten. Die traditionellen Mobilitäts-Ausstellungen haben es inzwischen schwer, Hersteller anzuziehen. Im Jahr 2022 musste der Pariser Automobilsalon einen Rückgang der Besucherzahlen hinnehmen, da er von zwei auf eine Woche verkürzt wurde. Viele große europäische Namen wie Volkswagen, BMW und Ferrari fehlten auf der französischen Messe, zu der hingegen chinesische Autohersteller wie BYD anreisten.
Obwohl die Autoverkäufe in der EU wieder wachsende Zahlen verzeichnen, liegen sie wegen Inflation und gestiegener Zinsen immer noch rund 20 Prozent unter Vor-Corona-Niveau. Im oberen Marktsegment hingegen konnten die Hersteller von den steigenden Preisen profitieren und ihre Gewinnspannen erhöhen.
Während sich die erdrückenden Probleme in der Lieferkette gelockert haben, kämpfen die europäischen Autokonzerne seit dem russischen Überfall auf die Ukraine mit den gestiegenen Energiekosten. Gleichzeitig sehen sie sich einem immer härteren Wettbewerb gegen chinesische Autohersteller ausgesetzt, die ihre Fahrzeuge zu weitaus niedrigeren Preisen anbieten. Diese besetzen inzwischen einen immer größeren Teil des chinesischen Absatzmarktes.
Während die Autohersteller ihre neuesten Produkte vorstellen, haben Klimaschützer angekündigt, die IAA mit Protesten und "zivilem Ungehorsam" stören zu wollen. In einem Camp in einem Münchner Vorstadtpark werden rund 1.500 Menschen erwartet. Bereits bei der letzten IAA 2021 kam es zu Protesten.
Um dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung zu tragen, war die IAA im Jahr 2021 von Frankfurt nach München umgezogen und hatte ihr Konzept geändert. Unter dem neuen Namen IAA Mobility tritt sie jetzt als "Festival für alle Formen der Mobilität" auf, also auch als Messe für Fahrräder und Motorroller.