450 Arbeitsplätze bedroht
Kohlebetriebene Schmelzöfen werden durch EU-Richtlinien und deutsche Klimaschutzziele immer unrentabler. Für den Betrieb solcher Anlagen drohen hohe CO2-Abgaben. In Zorge würden diese Abgaben dazu führen, dass sich mit der Gießerei ab 2025 kein Geld mehr verdienen lässt. Daher soll der mit Kokskohle betriebene Schmelzofen des Unternehmens ersetzt werden.
Geplant ist eine Investition in einen Elektro-Ofen. Doch die Voraussetzung, um solch einen emissionsfreien Schmelzofen zu betreiben, ist eine Hochspannungsleitung. Laut Alexander Becker, Chef des Stahlkonzerns GMH-Gruppe, zu dem Harz Guss Zorge gehört, wolle das Unternehmen rund zwölf Millionen Euro in den neuen Elektro-Ofen investieren. Jedoch sei eine zusätzliche Ausgabe in Höhe von 14 Millionen Euro für die Stromtrasse nicht mehr realisierbar. “Das heißt, wir werden unsere Werkstore schließen müssen. Und es führt dazu, dass wir bereits jetzt Investitionen stoppen. Das ist natürlich tödlich für den Standort.”
Ob der Bau der Stromtrasse vom Bund oder vom Land Niedersachsen übernommen wird, ist völlig unklar. Konkrete Fördermöglichkeiten für Harz Guss Zorge gibt es zurzeit nicht.
Für die Ansiedlung neuer Unternehmen, beispielsweise für Tesla, scheinen hingegen ausreichend Mittel bereitzustehen. Für Torsten Stein, Geschäftsführer des Standorts, ist Tesla fraglos ein ganz wichtiger Arbeitgeber in Deutschland. Jedoch würde er es begrüßen, „wenn die alteingesessenen Unternehmen in Deutschland, die über Generationen hinweg Mitarbeiter beschäftigen, nicht einfach hinten runterfallen würden.“
Der Bürgermeister der Gemeinde Walkenried, Lars Deiters, befürchtet nun die Abwanderung der Familien, die bisher in der Gießerei gearbeitet haben. Harz Guss Zorge ist einer der größten Arbeitgeber in der strukturschwachen Region.
Die Gießerei Harz Guss Zorge GmbH blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Das Unternehmen ist Spezialist für komplexe, auf Kundenanforderungen zugeschnittene Komponenten in den Bereichen Fahrzeugbau und allgemeiner Maschinenbau. Produziert werden beispielsweise Zylinderköpfe, Gehäuse für Turbolader, Wasserpumpen oder Achs- und Getriebeteile, die auch mechanisch bearbeitet bzw. einbaufertig montiert geliefert werden.
Hier geht es zum Beitrag des NDR: