Aktuelle Zahlen der Übergabewilligen
Bis zum Ende des laufenden Jahres planen rund 190.000 Inhaberinnen und Inhaber mittelständischer Unternehmen ihren Rückzug und streben dabei an, das Unternehmen in die Hände einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers zu legen. Das entspricht 5 % aller kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland. Mittelfristig (in drei bis fünf Jahren) wollen weitere 10 % aller Mittelständler ihr Unternehmen an einen Nachfolger übergeben.
Nachfolgevarianten
Als Nachfolger kommen verschiedene Personenkreise in Betracht. Hierbei ist die familieninterne Unternehmensnachfolge nach wie vor die beliebteste Nachfolgevariante. Aktuell wünschen sich 53 % der Rückzugswilligen, das Unternehmen in die Hände eines Familienangehörigen zu legen. Die externe Übergabe bzw. der externe Verkauf wird von 45 % erwogen, eine Nachfolge durch Beschäftigte des Unternehmens von 26 %; und 15 % der Altinhaberinnen und Altinhaber können sich eine Nachfolgeregelung über Miteigentümer des Unternehmens vorstellen.
Hürden bei der Unternehmensnachfolge
Das größte Hemmnis ist nach wie vor die Schwierigkeit, geeignete Nachfolgekandidaten zu finden. Hauptsächlich ist das demografisch begründet, aber auch das Gründungsinteresse an sich lässt seit Jahren nach. Überwiegend wird die abhängige Beschäftigung der Selbstständigkeit vorgezogen. Zudem spielt noch eine andere Entwicklung hinein: In der (sich ohnehin verkleinernden) Gruppe der potenziellen Gründerinnen und Gründer wird zunehmend auf Neugründungen gesetzt, während parallel dazu der Anteil der Gründer sinkt, die auf bestehende Unternehmensstrukturen zurückgreifen.
Der demografische Faktor macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass die Anzahl der Unternehmen mit älteren Inhabern kontinuierlich steigt. Gegenwärtig sind bereits 31 % der Unternehmer 60 Jahre oder älter – vor 20 Jahren waren es lediglich 12 %.
„Die Frage der Unternehmensnachfolge bleibt weiter ein Top-Thema in den Chefetagen des deutschen Mittelstands. Dies gilt nach wie vor, trotz der Krisen der jüngsten Vergangenheit. Die ausgeprägte Nachfolgelücke wird dazu führen, dass das Unterfangen einer Nachfolge selbst bei aktivem Engagement oftmals scheitern wird. Ungewollte Stilllegungen von Unternehmen werden uns häufiger begegnen. In naher Zukunft wird es voraussichtlich jeden vierten Nachfolgewunsch treffen. Frühzeitiges Abwägen aller Alternativen, und das parallele Mitdenken verschiedener Wege, wird immer mehr zum Erfolgsfaktor werden.“ Kommentar der Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib.
Als weitere Schwierigkeiten bei der Unternehmensnachfolge werden die Einigung über den Kaufpreis als auch die rechtliche Komplexität bzw. der Bürokratieaufwand genannt. Bei den Verhandlungen zum Kaufpreis spielt hinein, dass Inhaber meistens den Blick auf Investitionen, Aufwand oder emotionale Bindung richten, während für den mögliche Nachfolger vor allem die künftigen Ertragsmöglichkeiten im Vordergrund stehen (Wettbewerbssituation, Kundenstamm, Modernisierungsgrad, etc.).
Unternehmensnachfolge frühzeitig planen
Um eine Unternehmensnachfolge erfolgreich zu bewältigen, sind frühzeitige und intensive Vorbereitungen notwendig. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) empfiehlt, spätestens drei Jahre vor der gewünschten Übergabe mit konkreten Planungen und der Nachfolgesuche zu beginnen.
Generell gilt, dass familieninterne Nachfolgen in aller Regel bedeutend besser vorbereitet sind als externe Nachfolgen. Die Nachfolger kennen das Unternehmen bereits und auch die Transaktionskosten sind geringer. Ohne stärkeres Engagement hingegen wird es vielen derzeitigen Rückzugswilligen nicht gelingen, das Unternehmen an Externe zu verkaufen.
Unterstützung in Form von Informationsmaterial, Seminaren oder Beratungsgesprächen zum Thema Unternehmensnachfolge bieten Kammern und Unternehmensverbände sowie Nachfolgebörsen. Deutschlands größte Börse für Unternehmensnachfolge ist nexxt-change. Sie bringt Existenzgründer und Inhaber zusammen und bietet darüber hinaus vielschichtige Informationen zu den Themen Finanzierung und Förderung, Unternehmensnachfolge planen sowie Erfahrungsberichte. An der Internetplattform sind unter anderem das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die KfW Bankengruppe und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag beteiligt.
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