Zehn Prozent Zollgebühr auf Aluminium-Exporte, gar 25 Prozent für Stahl erhebt die US-Regierung seit dem 01. Juni. Waren im Wert von etwa 2,8 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) müssen zukünftig teurer in die USA importiert werden. US-Amerikanische Unternehmen weichen durch den teureren Import auf lokale Industrien aus, anstatt Produkte aus der westlichen Welt zu ordern. Trumps Politik mag vorerst für die Vereinigten Staaten von Amerika fruchten, Experten fürchten durch die Abschottung von der restlichen Welt allerdings langfristige Wirtschaftsdefizite.

Börse zeigt Unzufriedenheit
Schon im März, also vor der offiziellen Einführung der Strafzölle auf Aluminium und Stahl, handelte es sich beim markanten Begriff "Trade War" um ein ungern gesehenes Thema der Börsenwelt. Sowohl der deutsche Dax als auch der japanische Leitindex Nikkei sanken nach der ersten Drohung Trumps deutlich. Der Nikkei-Index fiel auf den tiefsten Wert seit sechs Monaten, der Dax büßte rund 1,7 Prozent der Punkte ein.
Die endgültige Einführung der Zölle sorgte für einen weiteren Schock, sowohl Dax als auch Nikkei verloren Prozentpunkte. Völlig unbeeindruckt zeigte sich der Dow Jones - die amerikanische Wirtschaft ist von den Zöllen schließlich nicht mittelbar betroffen.
Auch die Bank JP Morgan äußert sich kritisch. Ihre Meinung als größte Bank der USA hat Gewicht. Der Geschäftsführer James Dimon wünscht sich eine Deeskalation: "Die Welthandelsorganisation muss sich zusammenreißen und ehrgeiziger werden, um diese Probleme zu lösen. Zölle sind der falsche Weg."

"Wird sich als Eigentor beweisen"
Die höheren Kosten sind der europäische Metall-Industrie nicht nur ein Dorn im Auge. Der Umsatz einiger Unternehmen wird sinken, was der hiesigen Wirtschaft schadet. Im internationalen Handel wird jedoch auch Amerika Einbußen verzeichnen müssen. Globale Wertschöpfungsketten werden von Trumps Regierung in kürzester Zeit zerstört. Die Kosten für hochwertige, nicht direkt in den USA verfügbare Produkte zahlen Betriebe innerhalb der USA, die nicht mehr auf dem Weltmarkt mitspielen können. Dadurch schottet sich Amerika sich ab und könnte schon bald nicht mehr konkurrieren.
Deswegen plädiert Thilo Brodtmann, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, für internationale Vereinbarungen. Ein Freihandelsabkommen wurde unter dem Namen TTIP bereits seit 2013 geplant, 2016 aber wegen zahlreicher Proteste pausiert. In unserer '3 Fragen an…'-Serie beantwortete der VDMA-Chef bereits im April, welche Folgen der Konflikt zwischen den USA und Europa haben wird: "Die Strafzölle haben die Eigenschaft, dass sie sich hochschaukeln - wenn es irgendwo anfängt, wachsen die Strafen an allen Enden der Erde. Das ist genau die Gefahr, die wir abwenden wollen. Deswegen sollte man diesen Teufelskreis von Anfang an durchbrechen und andere Wege einschlagen, etwa in Form des kleinen Freihandelsabkommens."
Das schwebende Damoklesschwert der zusätzlichen Gebühren ist nun nach den Restriktionen für chinesische Handelspartner auch auf Europa gefallen, entsprechende Steuern als direkte Reaktion der EU werden diskutiert und zeitnah beschlossen.
Dennoch möchte der VDMA als Vertretung der deutschen Maschinenbauer nur sehr ungerne zukünftig mit Strafzöllen handeln:"Um das Thema abzukürzen, müsste man eigentlich über einen substanziellen Handelsbarrieren- und Zollabbau sprechen. Das kann am ehesten geschehen, wenn man sich nicht gegenseitig droht, sondern miteinander ernsthaft verhandelt."Die Zeit der Verhandlung ist durch Trump jäh unterbrochen worden, langfristige Planungen wurden zunichte gemacht. Auf die Konfrontation folgt nun die Gegenmaßnahme der EU: Größere Steuern auf Whiskey, Erdnussbutter und Harley-Davidson-Motorräder sollen kommen. Ob Trump dies als Warnung oder Eskalation sieht, bleibt abzuwarten.
Eines möchte die EU auf jeden Fall nicht: Strafzölle gegen Autos, die nicht in den USA gefertigt wurden. Hiermit drohte Trump bereits - und es würde konkret den deutschen Markt betreffen. Audi, Daimler und auch VW müssten wohl deutliche Einbußen hinnehmen.