„Wir erweitern unseren Kundenkreis über die Automotive-Industrie hinaus.“

GIESSEREI PRAXIS 10/2020
Fertigungsverfahren

Auch Franken Guss in Kitzingen bietet neben Eisen- und Aluminiumguss den 3D-Druck an und eröffnet sich damit neue Geschäftsfelder. Key Account Manager Udo Griener berichtet von den Erfahrungen und Potenzialen.

Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, Additive Fertigung einzusetzen? Welche Verfahren bieten Sie an?
Udo Griener: 2016 haben wir bei Franken Guss entschieden, Metalldruck als neues Geschäftsfeld zur Aluminium-Druckgießerei zu gründen. Ende 2017 wurde die Maschine aufgestellt. Wir bieten das SLM-Verfahren (Selektives Laserstrahlschmelzen) für den Werkstoff Aluminium an.

Für welche Aufgaben eignet sich die Technik?
Das SLM-Verfahren eignet sich am besten für Prototypen, Muster, Einzelstücke und für kleine Serien, um sie in kürzester Zeit ohne Werkzeuge herzustellen. Man benötigt nur einen Datensatz oder man kann auch durch 3D-Scannen einen Stepfile erzeugen (Reverse Engineering). Auch für geometrisch schwierige Teile, wie Hinterschnitte, die im Gießverfahren nicht herstellbar sind, ist der 3D-Druck hervorragend geeignet.

Welche Vorteile verschafft das Ihnen?
Für die Aluminium-Gießerei können wir in kürzester Zeit Prototypen oder Anschauungsmuster herstellen. Bei einer nachgelagerten mechanischen Bearbeitung können wir die Spannmittel und Werkzeuge vorzeitig beschaffen und so die Entwicklungszeit und Anlaufphase reduzieren. Auch in der Anfragephase kann der Kunde rasch ein Funktionsbauteil erhalten. Zusätzlich erweitern wir mit unserem neuen Geschäftsfeld unseren Kundenkreis über die Automotive-Industrie hinaus.

Wie schätzen Sie die Qualität der gedruckten Bauteile im Vergleich zu Gussteilen ein?
Die gedruckten Bauteile sind qualitativ in Bezug auf Festigkeit und Porosität besser, da beim SLM-Verfahren das pulverisierte Metall schichtweise durch den Laser verschmolzen wird und so außer Microporositäten keine Lunker entstehen. Beim Druckguss werden zwangsläufig verfahrensbedingt durch das Einschießen des Metalls unter Druck Turbulenzen erzeugt, die Gas- und Lufteinschlüsse bedingen.

Haben Sie selbst Drucker angeschafft oder arbeiten Sie mit Partnern zusammen?
Wir haben einen Drucker von der Firma Concept Laser mit einer Bauplatte von 280 mm x 280 mm x 350 mm mit einem Dual-Laser-System geleast. Auch eine mechanische Bearbeitung der Teile können wir abdecken. Für größere Bauteile und andere Materialien bedienen wir uns aus unserem Partnernetzwerk.

Wie lange hat es gedauert, bis sich die Investitionen, die Sie in die Additive Fertigung gemacht haben, ausgezahlt haben?
Die Amortisation ist noch nicht abgeschlossen. Wir sind noch in der Start-Up-Phase.

Welche Erfahrung haben Sie gemacht, seit Sie das Verfahren einsetzen?
Unsere Erfahrungen sind positiv. Durch qualitatives Personal haben wir praktisch keine Ausfälle bzw. Ausschuss.

Wie reagieren die Kunden? Haben sich für Sie neue Märkte erschlossen?
Die Kunden reagieren generell positiv. Sie müssen aber selbst schauen, wie sie diese Technik für ihr Produktspektrum einsetzen können. Wir können daher in nächster Zukunft sicher weitere neue Märkte erschließen. Ziel ist es auch, die Automotive-Lastigkeit zu verringern. Wir arbeiten zudem an einem Online-Shop.

Glauben Sie, dass die Additive Fertigung den Guss eines Tages ersetzen könnte?
Nach jetzigem Kenntnisstand der Technik gehen wir nicht von einem Ersatz des Druckgussverfahrens durch die additive Fertigung aus. Massenhaft herzustellende Serienteile, mit Stückzahlen zwischen 10.000 und 100.000 Teilen, sind im Druckguss trotz teurer Werkzeuge immer noch kostengünstiger herzustellen. Ich glaube, dass beide Verfahren nebeneinander, je nach Verwendungs- und Einsatzzweck, ihre Daseinsberechtigung haben.

Die Additive Fertigung bietet auch auf dem Gebiet der Materialien neue Möglichkeiten im Vergleich zum Guss. Haben Sie damit Erfahrungen gemacht?
Bisher haben wir im Aluminium drei Legierungen im Angebot. Andere Werkstoffe auf der gleichen Maschine zu drucken, ergibt durch den hohen Rüst- und Reinigungsaufwand wirtschaftlich keinen Sinn. Angestrebt ist in Zukunft, auch auf einer weiteren Maschine andere Metalllegierungen zu drucken.

Haben Sie neue Mitarbeiter für die Additive Fertigung eingestellt oder Mitarbeiter entsprechend geschult?
Wir haben zwei neue sehr qualifizierte Mitarbeiter mit Installation der Maschine eingestellt. Zurzeit schulen wir einen dritten Mitarbeiter für das Drucken der Teile. Für die nachgelagerten Arbeiten, wie Putzen und Schleifen, haben wir ebenfalls bestens Personal geschult. 

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